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Selbstliebe stärken: 5 Gründe, warum Kreativität dafür wichtig ist

Verfasst von Elli; zuletzt aktualisiert am 19. Januar 2021


Was macht ein Mann, der gerade 50 Millionen Lire an der Börse verloren hat?

In Antonionis Film „Liebe 1962“ geht er erst einmal in eine Bar und bestellt dort einen Drink, von dem er kaum etwas anrührt.

Dann geht er in ein Café und bestellt sich ein Glas Wasser. Man sieht ihn Tabletten einnehmen und etwas auf ein Stück Papier kritzeln.

Damit verlässt der Mann das Café und das Sichtfeld des Zuschauers.

Was steht auf dem Zettel?

Ist es ein Abschiedsbrief?

Hat der Mann die Tabletten genommen, um sich letztlich damit umzubringen?

Oder hat er eine Rechnung über seine verbleibenden Finanzen aufgestellt?

Nichts von alledem.

Was der Mann nach diesem Tag gemacht hat, war: eine Blume zu zeichnen.

Kein Suizid. Stattdessen: eine Blume.

Antonionis Film spielt hier mit den Assoziationen, die wir mit Krisen verbinden, und kommt zu einer überraschenden Antwort:

Kreativität ist nicht notwendigerweise einfach „die Antwort“. Sie ist nicht notwendigerweise da, um etwas zu „lösen“.

Sie ist einfach auf unaufdringliche Weise einfach immer noch da – bereit, einen Millionenverlust einfach zu überschreiben, oder: einfach etwas anderes daneben zu malen.

Ich finde Antonionis Blume ein schönes Bild für das Nebeinander von Kreativität und Selbstliebe.

Denn der Mann im Film hat die Blume nicht gezeichnet, damit sie am Ende von jemandem gefunden werden kann. Er hat sie für sich gezeichnet. Einfach so. Weil er an einem solchen Tag vielleicht ein Stück Natur sehen wollte. Oder einfach: weil er diese Blume noch zeichnen konnte. Sein Geld war weg, aber er selbst konnte immer noch etwas erschaffen – und zwar genau das, was er in dem Moment wollte.

Darum soll es in diesem Blogartikel letztlich auch gehen: um den Zusammenhang von Selbstliebe und Kreativität.

Oder anders ausgedrückt: Was es für deine Selbstliebe bringen kann, wenn du deiner Kreativität genügend Raum gibst – egal, in welcher Form.

Der 1. Grund, warum Kreativität deine Selbstliebe stärkt: Sie hilft dir dabei, besser auf dich selbst zu hören.

Egal, ob du etwas malst, etwas schreibst, ein Lied aufnimmst oder dir ein neues Rezept überlegst – das, was du da tust, hat wahrscheinlich viel damit zu tun, wie du dich in diesem Moment gefühlt hast. Oder was dir generell gefällt. Oder was dir wichtig ist.

Was wir erschaffen, hat immer etwas mit uns selbst zu tun – ohne dass man dafür Kunst notwendigerweise immer autobiographisch lesen müsste. (Ja, Begriffe wie „Kunst“ und „erschaffen“ klingen ein bisschen groß dafür, dass man am Ende vielleicht wirklich nur eine Blume gemalt hat, aber… trotzdem: Am Ende hast du diese Blume höchstpersönlich erschaffen! HÖCHSTPERSÖNLICH!)

Und dabei hat nicht nur das kreative End-Produkt etwas mit dir zu tun, sondern auch der Prozess: In der Kunst kannst du Sachen einfach genau so machen, wie du sie machen willst.

Das kann: Balsam für die Seele sein; oder einfach nur cool. Tatsächlich macht es meistens mehr Spaß, auf sich zu hören, als nicht.

Der 2. Grund, warum Kreativität deine Selbstliebe stärkt: Sie gibt dir Raum – für dich selbst.

Es kann wie Luxus wirken, sich die Zeit zu nehmen, etwas selbst herzustellen – einfach nur, weil man Lust hat.

Aber kreative Vorhaben geben dir auch etwas, was sonst schwierig zu bekommen hast: einen Freiraum für dich, in dem du genau das machen kannst, wonach dir ist.

In diesem Sinne passiert während des kreativen Prozesses vielleicht etwas, das man als „Performanz“ (im Austinschen Sinne) von Selbstliebe nennen könnte, also als etwas, das durch das reine Tun erst entsteht: Indem du dir selbst zeigst, dass du dir wichtig bist, kannst du dich tatsächlich mehr wertschätzen.

Selbstliebe ist nicht nur eine Einstellung. Sie ist auch ein Prozess, den du selbst gestalten kannst!

Der 3. Grund, warum Kreativität deine Selbstliebe stärkt: Kreative Prozesse verraten dir etwas über dich selbst.

Manchmal läuft dein kreativer „Herstellungsprozess“ vielleicht genauso ab, wie du dir das vorgestellt hast.

Vielleicht wirst du aber auch manchmal überrascht.
Vielleicht tauchen in deinen Texten immer wieder Themen auf, von denen du gar nicht wusstest, dass sie dir so wichtig sind.

Oder deine Bilder finden immer wieder in eine bestimmte Form. Oder du kannst über die Zeit bemerken, dass deine Bilder immer mehr in eine bestimmte Farbigkeit abdriften.

All das kann dir etwas über dich verraten: Wo du gerade stehst. Wo du vor ein paar Monaten standest.

Der 4. Grund, warum Kreativität deine Selbstliebe stärkt: Kreativsein verschafft dir Flow-Momente.

Viele von uns priorisieren das, was „gemacht werden muss“, und das, was gemacht werden muss, macht meistens am wenigstens Spaß. Auf einen Tag oder zwei bezogen ist das vielleicht kein Problem, aber auf die Dauer … bleibt unter dem Strich kein Flow für dich übrig, wenn du ihn dir nicht selbst schaffst.

Kreative Vorhaben eignen sich dafür besonders gut: Weil du dich mit etwas beschäftigst, was dir etwas bedeutet, weil du den Schwierigkeitsgrad selbst einstellen kannst, weil du dich frei in alle Richtungen bewegen kannst, weil du ganz im Moment sein kannst.

Du kannst genau das machen, wonach dir ist – und dann glücklich im Prozess versinken.

Der 5. Grund, warum Kreativität deine Selbstliebe stärkt: Kreativität hilft dir dabei, dankbar zu sein.

Ich glaube, jeder von euch kennt es: Manches bestimmt man im kreativen Prozess selbst, anders „kommt einfach zu einem“. Entweder aus Versehen. Oder aus einer überirdischen Intuition, die dir nur Gutes will (oder: WOHER AUCH IMMER.)

Fakt ist: Etwas zu kreieren, bewegt sich immer auf der Grenze zwischen totaler Autonomie und Von-irgendetwas-beschränkt-Werden. Entweder du hast nicht die Zeit, die du bräuchtest. Oder du hast die Farben nicht da. Oder du hast das Gefühl, dass dir noch etwas an Können fehlt, um deine Kunst genau so hinzubekommen, wie du sie haben möchtest.

Kreative Prozesse sind eine Übung im Geduld haben. Eine Übung im Nachtsichtig sein. Im Dankbarsein. Darin, das zu akzeptieren, was da ist, und trotzdem für neue Möglichkeiten offen zu sein.

Eigentlich überhaupt: offen zu sein.

Das willkommen zu heißen, was gerade da ist – und der Rest kommt noch, irgendwann.

Und was ich mit diesem Artikel eigentlich sagen will?

Eigentlich nichts mehr weiter. Ich bin jetzt weg. Muss eine Blume malen.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. RaMa

    Liebe Elli,
    sehr inspirierend! Habe schon den Newsletter abonniert

  2. Elli

    Danke, das freut mich sehr!

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