You are currently viewing Du fühlst dich nicht gut genug? Nimm diese 5 Tipps aus der Welt der Romane!

Du fühlst dich nicht gut genug? Nimm diese 5 Tipps aus der Welt der Romane!

Verfasst von Elli; zuletzt aktualisiert am 28. Januar 2021


Wir alle erzählen uns Geschichten über uns selbst.

Pausenlos.

Darüber, wer wir sind; warum wir gerade da sind, wo wir gerade sind; was bisher passiert ist und wie wir damit umgegangen sind.

„We tell ourselves stories in order to live“

Joan Didion

Das weiß auch die Psychologie. Nicht nur die „narrative Psychologie“, die sich explizit mit der erzählerischen Verfasstheit unserer Identität beschäftigt; sondern auch diejenigen, die sich mit Gedächtnisprozessen beschäftigen.

Schließlich ist auch unser Gedächtnis narrativ strukturiert: Wir erinnern uns in Sequenzen, und verbinden diese zu einer zusammenhängenden Geschichte mit Anfang, Mitte und einem (vorläufigen) Ende.

Wir können gar nicht anders, als uns selbst Geschichten zu erzählen.

Das Problem ist nur: Oft genug erzählen wir uns Geschichten, die darauf hinauslaufen, dass wir nicht gut genug sind. Diese Geschichten voller Selbsthass und Selbstzweifel begrenzen uns nicht nur – sie machen auch unglücklich.

Und genau hier kommen Romane ins Spiel.

Sie sind der Prototyp einer Erzählung – und ihre Muster können dir dabei helfen, eine möglichst coole und liebevolle Lebenserzählung für dich zu stricken. Eine, in der du dich endlich „gut genug“ fühlst.

Warum es wichtig ist, dass du dir eine gute Geschichte über dich selbst erzählst?

  • Deine Lebenserzählung ist die einzige Geschichte über dich, die wirklich zählt – und die, die du am häufigsten hörst.

  • Deine Lebenserzählung über dich bestimmt mit, wie du dich fühlst, wie du Ereignisse und das Verhalten anderer interpretierst, und überhaupt: wie du dich selbst in der Welt verortest.

  • Wenn deine Lebenserzählung dich unglücklich macht, du ständig an dir selbst herumkritisierst und du dich dauerhaft nicht gut genug fühlst, ist das sehr wahrscheinlich schlecht für deine Gesundheit (wie diese Studien zum Thema Selbstmitgefühl – als dem Gegenteil von Selbstkritik – zeigen)

Aber bevor wir zu den 5 Tipps aus der Welt der Romane kommen, mit denen du deine Lebenserzählung liebevoller und schöner machen kannst – hier erst einmal ein kleiner literarischer Test.

Teste dich selbst: Wie fühlt es sich an, deine Geschichte zu verändern?

Der Test ist schnell erklärt: Du findest hier 5 bekannte Romananfänge, aus denen die Namen der Protagonist*innen getilgt wurden – um Platz für deinen Namen zu machen.

Lies sie dir einfach einmal durch, und probiere aus, wie sie auf dich wirken, wenn dein Name da steht.

  • Jemand musste [DEIN NAME] verleumdet haben, denn ohne dass er/sie etwas Böses getan hätte, wurde er/sie eines Morgens verhaftet. (Franz Kafka: „Der Prozess“)

  • „Euch kann ich’s ja ruhig sagen: Die Sache mit [DEIN NAME] kam mir selber unerwartet. Eigentlich hatte ich ein ganz anderes Buch schreiben wollen.“ (Erich Kästner: „Emil und die Detektive“)

  • „Lieber Gott, ich heiße [DEIN NAME], bin [DEIN ALTER] Jahre alt, und ich habe die Katze, den Hund und das Haus angezündet (ich glaube, ich habe sogar die Goldfische gegrillt), und das ist der erste Brief, den ich Dir schicke, weil ich bis jetzt wegen der Schule nicht dazu gekommen bin.“ (Éric-Emmanuel Schmitt: „Oscar und die Dame in Rosa“)

  • „Ich bin nicht [DEIN NAME].“ (Max Frisch: „Stiller“)

  • „In der Nacht, als [DEIN NAME] geboren wurde, rollte der Donner über die Berge, ja, es war eine Gewitternacht, dass sich selbst alle Unholde, die im Mattiswald hausten, erschrocken in ihre Höhlen und Schlupfwinkel verkrochen.“ (Astrid Lindgren: „Ronja Räubertochter“)

Und?

Hast du dich in einem Romananfang mehr wiedergefunden als in einem anderen?

Ich persönlich finde mich zwar am meisten im Team rebellisches zehnjähriges Kind, das alles niederbrennt, wieder, und zusätzlich aus dem Max-Frisch-Team verlorene Identität (tja). Aber man könnte mich auch in die Ronja-Räubertochter-Welt versetzen, und ich würde bestimmt Abenteuerlichkeiten in meinem Leben finden, die ich aus den Augen verloren habe.

Denn für mich macht dieses Gedankenspiel, sich selbst als Protagonisten in Romane einzusetzen, vor allem klar: dass man seinen Namen in alle möglichen Geschichten einfügen kann, und irgendetwas Wahres ist immer dran.

Unsere Leben lassen sich auf viele verschiedene Arten erzählen.

Trotzdem kennen das, glaube ich, viele: Man erzählt sich eine Geschichte über sich, die entweder nicht besonders spannend ist (und sagt sich damit indirekt: „Ich bin nichts Besonderes, und das wird immer so sein“), oder die dazu verdammt ist, in Misserfolgen zu enden („Ich habe doch versucht, für den Studiengang angenommen zu werden, aber ich war anscheinend nicht gut genug.“)

Vor allem das Gefühl bzw. der Glaubenssatz, nicht gut genug zu sein, kann einem die eigene Lebenserzählung ziemlich vermiesen

Denn die Erzählung endet da, wo sie scheinbar begonnen hat: Man ist nicht gut genug, und an diesem „ist“ wird sich nichts ändern – das ist schließlich Teil deiner gefühlten Realität.

Vor allem, wenn du dich chronisch „nicht gut genug“ fühlst, können dir diese 5 goldenen Regeln aus Romanen dabei helfen, dir eine möglichst coole und liebevolle Lebenserzählung zu stricken, in der du plötzlich wichtig und bedeutsam und einfach: „genug“ bist.

Diese 5 Tipps aus der Welt der Romane helfen dir dabei, liebevoller mit dir selbst umzugehen – und dich endlich nicht mehr so zu fühlen, als seist du „nicht genug“

1. Nichts ist umsonst.

Schon mal ein gutes Buch gelesen, in dem jemand sinnlos gelitten oder nacheinander irgendwelche random Dinge getan hat, einfach nur, weil er zu dumm war, um sich ein schönes Leben aufzubauen, und dann einfach gestorben ist, und dann war das Buch aus? Ich glaube (und hoffe) nicht.

In den meisten Romanen gehen die Protagonist*innen durch Schwierigkeiten bzw. durch die Hölle, weil sie so wichtige Erkenntnisse sammeln – und weil man ohne Schwierigkeiten selten irgendwo hin- oder auch nur: ankommt.

J.K. Rowling hat bei ihrer „Harvard Commencement Speech“ zu diesem Thema gesagt: „Failure taught me things about myself that I could have learned no other way.“

Genau darum geht es auch in vielen Büchern: dass einem oft Steine in den Weg gelegt werden – aber dass die Anstrengung, diese wegzuräumen, in einem größeren Kontext nicht umsonst war, sondern die Voraussetzung für dein heutiges Ich und deine heutige Weltsicht.

2. Dein Anfang und deine Mitte müssen nicht dein Ende sein.

Ich glaube, das kennt jeder von uns – das Gefühl zu haben: Okay, das war’s jetzt, ich werde nie wieder XY tun können oder bekommen. Weil man Ereignisse kombiniert und daraus die Geschichte baut: Nein, das wird nichts mehr werden.

Wenn Melanie Raabe das so gemacht hätte, wäre „Die Falle“ und ihre anderen Bestseller niemals erschienen.

Sie hat vier Bücher geschrieben, bevor ihr fünftes – „Die Falle“ – endlich unter Vertrag genommen und zu einem Weltbestseller wurde.

Sie hat sich nicht gesagt: Wenn es vier Mal nicht geklappt hat, ist das vielleicht einfach nichts für mich. Stattdessen hat sie einfach weitergemacht. Weil sie nicht davon überzeugt, dass das, was andere vielleicht als ein schlechtes Omen für ihren Anfang in der Buchbranche gesehen hätten, auch ihr „Ende“ sein sollte.

3. Es ist nicht leicht, aber das heißt nicht, dass es falsch ist.

Wer hat eigentlich diese verdammte Erzählung in die Welt gesetzt, dass alles einfach ist, wenn man es nur richtig anstellt? Der Kapitalismus? Frauenzeitschriften? „Tue dies, und erhalte das?“ Hauptsache, du hast keine Lücke im Lebenslauf, dann wird dein Leben schon super werden?

Bücher wissen das besser.

Denn sobald Bücher von Schwierigkeiten handeln, die jemand innerlich oder äußerlich überwindet (und das sind die meisten), ist der Subtext in jedem Fall: Wenn für die Protagonisten alles leicht gewesen wäre, würde es dieses Buch gar nicht geben.

Die Schwierigkeiten machen die Geschichte erst zu einer Geschichte – und nicht zu einer, in der der oder die Protagonist*in sich ständig dafür verurteilt, nicht gut genug zu sein, und deswegen Probleme zu haben.

Wir haben alle Probleme. Deal with it.

Trage dich hier für den understandingly- Newsletter ein

… und ich schicke dir kostenlos meine besten antidepressiven Mind-Body-Hacks zu!

Hinweis: In jedem meiner Newsletter findest du einen Abmeldelink für den Fall, dass du du den Newsletter doch nicht mehr bekommen möchtest. Wenn es dir nicht gut geht, empfehle ich dir, dich an einen Arzt oder eine Ärztin zu wenden. Ich selbst bin nicht medizinisch ausgebildet, sondern spreche hier lediglich aus eigener Erfahrung.

4. Deine Erzählung ist genau das, was du darin siehst. Nicht mehr, und nicht weniger.

Romane zeigen, anders als Filme, immer nur einen Auschnitt aus der erzählten Welt – anders geht es gar nicht.

Es wäre viel zu aufwändig (und, unter uns gesagt: wahrscheinlich auch überflüssig) die Gesamtheit aller Möbel und Gegenstände in einem fiktiven Raum zu erzählen. Stattdessen beschränkt sich der Erzähler meist auf einzelne, sprechende Details – und diese sind es, die deine Wahrnehmung fortan prägen.

Wenn sich jemand in einem Buch in einem Zimmer befindet, kriegst du nur Details zu lesen, während du bei Filmen einfach alles siehst: die Tapete, die Mücke an der Fensterscheibe, die Staubflusen am Boden.

In Erzählungen kannst du damit extrem lenken, worauf du deine Aufmerksamkeit richtest – es ist immer nur das da, was du auch erwähnst.

Und das gibt dir als Erzähler*in deiner eigenen Geschichte ziemlich viel Macht.

Du kannst dich auf einige Dinge fokussieren, die anderen verblassen lassen – wie es dir gefällt, und wie es dir am meisten bringt.

Ich glaube, den meistens Menschen bringt eine Geschichte etwas, in der sie sich selbst wohlwollend wahrnehmen: als jemand, der gestalten kann, als jemand mit positiven Attributen, und als jemand, der immer in der Mitte ihrer eigenen Geschichte steht, und noch nicht am Ende.

Und: als jemand, der gut genug ist. Gut genug für die eigene Geschichte; gut genug für den Rest der Welt.

5. Überraschungen sind jederzeit möglich.

Die meisten Romane zeichnen Veränderungsprozesse nach; alles ist im Werden, und voller Wendepunkte, und man kann jederzeit überrascht werden.

Dieses Grundgefühl, dass unerwartete Dinge passieren können, ist in unserem durchgeplanten Alltag oft ein bisschen verloren gegangen.

Dabei ist doch eigentlich klar, dass die Welt auf jeden Fall das Potenzial dazu mitbringt, einen zu überraschen.

Man kann nicht alles planen.

Vielleicht sollte man auch nicht alles planen.

Vielleicht sollte man einfach nur der / die Held*in seiner eigenen Geschichte sein, und gespannt darauf, wohin das alles noch führen wird.

Und wenn du unterwegs Proviant brauchst, dann bekommst du hier mehr Selbstliebe, Achtsamkeits-Übungen oder meinen Lieblingstrick für sofortige Entspannung (nur in der kalten Jahreszeit sinnvoll umsetzbar).

Schreibe einen Kommentar