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Wärme und Depressionen: 3 spannende Zusammenhänge – und wie du Wärmetherapien für dich nutzen kannst

Verfasst von Elli; zuletzt aktualisiert am 20. April 2024


Disclaimer: Ich bin nicht medizinisch ausgebildet, sondern trage hier lediglich – wie ich finde – spannende Erkenntnisse zusammen, die keine Handlungsanweisung darstellen. Wenn es dir nicht gut geht, solltest du dich an einen Arzt oder eine Ärztin wenden.


1890 machte der französische Arzt A. Vigouroux eine Entdeckung, die bis heute nichts an ihrer Aktualität eingebüßt hat: bei Personen, die an schweren Depressionen litten, war die Hautleitfähigkeit eingeschränkt.

In anderen Worten: Sie schwitzten weniger als gesunde Probanden. Denn je feuchter die Haut und je besser durchblutet, desto größer ist die zwischen zwei Elektroden gemessene Hautleitfähigkeit.

Damit brachte Vigouroux einen Sachverhalt ans Tageslicht, der bis heute in vielen Studien reproduziert werden konnte: dass im Falle von schweren Depressionen zumeist auch die Thermoregulation gestört ist.

Was heißt das – gestörte Thermoregulation?

Normalerweise beträgt die Körperkerntemperatur eines gesunden Menschen ca. 37 Grad. Sie unterliegt zwar im Tagesverlauf gewissen Schwankungen, aber generell versucht der Körper, diese Körperkerntemperatur konstant zu halten – und die Mechanismen, die dazu notwendig sind, sind Teil der Thermoregulation.

Bei Menschen, die an schweren Depressionen erkrankt sind, konnte man zeigen, dass ihre Körpertemperatur im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe vor allem morgens und nachts erhöht war – und damit in einer Phase des Tages, in der die Körpertemperatur natürlicherweise absinkt. Eine gesenkte Körpertemperatur ist wichtig für die Qualität des Schlafes, erleichtert aber auch das Einschlafen (Psst: Falls du natürliche Schlaftipps brauchst, kannst du hier weiterlesen).


Über mich

Ich bin Elli und habe selbst Erfahrungen mit Depressionen. Mir haben vor allem körperliche Ansätze sowie ganzheitliche Mind-Body-Verfahren geholfen – und genau darüber schreibe ich hier, immer mit Bezug auf aktuelle Forschung zum Thema. Denn Körper und Geist hängen eng zusammen. Mind to Body, Body to Mind! Hier erfährst du mehr über mich.


Bedeutet das, dass man bei Depressionen … im Prinzip Fieber hat?

Nein. Anders als bei Fieber ist die Körperkerntemperatur von Menschen mit Depressionen nur leicht erhöht; die Thermoregulation verläuft außerdem im Tagesverlauf auffällig: vor allem am Morgen und Nachts unterscheiden sich die Werte von Menschen mit Depressionen und ohne.

Dennoch sind die Auffälligkeiten in der Thermoregulation beachtenswert – und bieten spannende Denkanstöße bei der Behandlung von Depressionen.

Darum soll es in diesem Artikel gehen: Wie du dir die Zusammenhänge von Thermoregulation, Wärme-Empfinden und Depressionen zunutze machen kannst – drei Möglichkeiten.

1. Du könntest es mit Wärmetherapie(n) probieren: Sauna, Infrarot-Behandlungen, heiße Bäder

Paradox, aber wahr: Auch, wenn die gestörte Thermoregulation bei Depressionen die Körperkerntemperatur leicht erhöht, können gerade Wärmebehandlungen helfen.

In einer kleinen Studie aus dem Jahr 2013 mit 16 Patient*innen mit schweren Depressionen zeigte sich, dass selbst nach einer einmaligen Wärmebehandlung nicht nur depressive Symptome abnahmen, sondern auch fünf Tage nach der Behandlung die 24-Stunden-Körperkerntemperatur im Vergleich zu vorher leicht niedriger war.

Auch in anderen, breiter angelegten und z.T. doppelblind ausgeführten Studien zeigten sich positive Trends, was antidepressive Effekte von Wärmetherapien anging. Vielen Proband*innen ging es danach besser – ihre Depressions-Symptome waren reduziert, und sie fühlten sich entspannter.

Zwar gehen die Autor*innen der Übersichtsarbeiten zum Thema, die ich gelesen habe (z.B. diese hier), (noch) nicht so weit, Wärmetherapien als generellen Ansatz zu empfehlen – es brauche in dieser Hinsicht noch mehr Forschung, bevor Wärmebehandlung als Standard-Behandlung eingesetzt werden könnten. Trotzdem schließen sie nach der Begutachtung von 7 verschiedenen Studien, dass Wärmetherapien zu einer vielversprechenden alternativen Behandlungsmöglichkeit avancieren könnten, vor allem dann, wenn der Anstieg der Körperkerntemperatur langsam geschehe und ca. zu einer Temperatur von 38 °C–39 °C führe.

Der Arzt und Komiker Eckart von Hirschhausen drückt sich da weniger vorsichtig aus: Er empfiehlt in einem Artikel für das Wissenschaftsmagazin Spektrum, einfach mal in die Sauna zu gehen, und sagt dann in Bezug auf eine Studie zu Thermotherapien noch:

„Mich freut an dieser Studie, dass die Psychiatrie endlich wiederentdeckt, dass Patienten einen Körper haben, über den man die Seele erreichen kann.“

Dr. Eckart von Hirschhausen

Und genau darüber freue ich mich auch. Oft genug wird der Körper bei seelischen Leiden ja eher ausgeklammert. (Mit diesem Thema habe ich mich auch in einem meiner ersten Artikel auseinandergesetzt: 5 gute Gründe dafür, warum es sinnlos ist, sich bei Depressionen „nur“ mit der Psyche zu beschäftigen – und körperliche Ursachen auszuklammern.)

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Das Immanuel Krankenhaus in Berlin, das für seinen naturheilkundlichen Ansatz und den Leiter Dr. Andreas Michalsen (sein Buch findet ihr auch in meinem Artikel „Immunsystem stärken und Selbstheilungskräfte aktivieren“) bekannt ist, forscht in Zusammenarbeit mit der Klinik für Psychiatrie der Charité – Universitsmedizin Berlin Campus Mitte auch zum Thema Wärmetherapie & Depressionen – in der Studie „Infrarot-Wärmetherapie bei Depressionen“.

Die Studie (unter der Federführung von Prof. Dr. med. Dr. phil. Heinz) läuft übrigens noch, und es werden weiterhin Proband*innen gesucht!

3 Vorteile von Wärmebehandlungen / Hyperthermie-Behandlungen bei Depressionen:

  • sicher, meistens völlig ohne Nebenwirkungen (zu Kontra-Indikationen gibt es hier einen guten Artikel mit Dr. Rainer Brenke)
  • wirkt schnell
  • Effekt kann langfristig anhalten, selbst nach einer einmaligen Wärmebehandlung!

Diese Schlüsse lässt z.B. die Studie von Janssen et. al. aus dem Jahr 2016 zu: „Whole-Body Hyperthermia for the Treatment of Major Depressive Disorder: A Randomized Clinical Trial“. Hier wurde ausgeschlossen, dass die gespürte Verbesserung der depressiven Symptome auf einem Placebo-Effekt beruht – denn während ein Teil der Proband*innen eine „echte“, antidepressive Wärmebehandlung bekam, wurde einer weiteren lediglich eine Wärmebehandlung zu Teil, die nicht zu einer starken Erhöhung der Körperkerntemperatur führte und so für die Depression ohne Folgen blieb.

Dr. Rainer Stange von der Abteilung Naturheilkunde des Immanuel Krankenhauses in Berlin sagt dazu:

„Das ist für mich weiterhin eine kleine Sensation. Die Leute in der Studie hatten nur eine einzige Hyperthermie. Und trotzdem war der weitere Verlauf ihrer Depression grundsätzlich verschieden von der Kontrollgruppe (die immerhin in über 60% der Meinung war, es habe sich bei ihrer Behandlung auch um die „echte“, antidepressive Wärmetherapie gehandelt)! Der Effekt der Gruppe mit der echten Hyperthermie entspricht dem einer sehr gelungen medikamentösen Behandlung. Die meisten sind in der Realität schlechter.“

Dr. Rainer Stange

Worin die stimmungsaufhellende Wirkung der Thermotherapie bestehen könnte – einige Hypothesen

  • Aus MRT-Untersuchungen ist außerdem bekannt, dass physikalische und soziale Wärme sich überlappende Regionen in der Inselrinde und im ventralen Striatum aktivieren. Diese Regionen werden bei der Wahrnehmung von Temperatur und gleichzeitig auch bei der Wahrnehmung von Gefühlen aktiv.
  • Studien zufolge können Wärmetherapien dazu beitragen, die (im Rahmen von Depressionen oft leicht erhöhte) Körperkerntemperatur einige Zeit lang zu senken. Sinkt die Körperkerntemperatur wieder in den normalen Bereich, gehen oft auch die depressiven Symptome zurück.

3 mögliche Arten von Wärmetherapien

  • Warme Bäder. Aber nicht einfach „irgendwelche warmen Bäder“. In dieser Freiburger Studie aus dem Jahr 2017 verbrachten Probanden bis zu 30 Minuten in einem 40 Grad heißen Pool in einer Therme – so lange, bis sie ein leichtes Unwohlsein feststellten. Danach ruhten sie sich noch einmal 30 Minuten in einem Ruheraum aus, zugedeckt mit Decken und zusätzlich gewärmt von Wärmflaschen, um die Körpertemperatur weiterhin hoch zu halten. Die Autoren der Studie bemerken einen signifkanten antidepressiven Effekt, weisen aber darauf hin, dass andere Wärmeanwendungen möglicherweise noch effektiver wirken.
  • Sauna. Diese Studie aus dem Jahr 2016 kommt zum Schluss: Sogar einmalige Ganzkörperwärmebehandlungen können einen signifkanten antidepressiven Effekt auf Patient*innen mit Depressionen haben, der zudem auch noch bis zu sechs Wochen anhalten kann.
  • Infrarot-Wärmetherapie mit Ganzkörper-Hyperthermiegerät.

Frage am besten bei deinem Arzt / deiner Ärztin nach, ob und welche davon für dich in Frage kommt.

Hitzetherapie versus Kältetherapie: Was denn jetzt?

An dieser Stelle ein kleiner Einschub von mir – für den Fall, dass du verwirrt bist. Denn normalerweise schreibe ich ja viel (eher) über die positiven Auswirkungen, die Kälte bei Depressionen haben kann. Jetzt wandle ich jedoch im „gegensätzlichen“ Terrain umher und berichte davon, dass Hitze antidepressive Effekte haben kann.

Widerspreche ich mir also gerade selbst?

Kurze Antwort: Nö, finde ich nicht. Ich glaube nämlich nicht, dass es einen „one size fits all“-Ansatz gibt. Ja, ich könnte mir sogar vorstellen, dass bei den gleichen Menschen sowohl Hitze- als auch Kälteanwendungen Sinn machen könnten.

Warum ich das glaube? Weil ich mich nach einem Saunabesuch großartig fühle (hat für mich definitiv mehr Effekt als ein warmes Wannenbad) – aber nach dem Schwimmen in einem zwei Grad kalten Fluss eben auch. Anders großartig, aber: großartig. Aber auch, wenn man davon ausgeht, dass Depressionen viele verschiedene Ursachen haben können, macht es Sinn, wenn auch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten helfen, die Symptome zu lindern.

Ich muss auch sagen, dass ich mich bei der Beschäftigung beim Thema erhöhte Körpertemperatur bei Depressionen ein bisschen gewundert habe, dass Kältetherapie in dem Kontext gar nicht vorkam.

Klar gibt es Studien zu den Effekten von Kälte auf psychische Erkrankungen. Aber die (die ich kenne) beziehen sich nicht auf den Fakt, dass die Körperkerntemperatur bei Depressionen oft leicht erhöht ist, sondern schauen sich vor allem an, was die Kälte mit dem Körper sonst so zu machen scheint – z.B., dass Kälte das parasympathische Nervensystem stärken und Entzündungswerte verringern kann.

In anderen Worten: Die Frage, die sich diese Kälte-Studien gestellt haben, war konkret: Was macht Kälteexposition mit Körper und Geist? Und nicht:

Sorgt (nicht nur die Wärmetherapie, sondern auch) die Kälteexposition längerfristig dafür, dass die Körperkerntemperatur fällt?

Man könnte natürlich einwenden, die Frage sei irrelevant – Hauptsache, die Intervention, egal ob warm oder kalt, hilft. Für beides, Hitze- und Kältetherapie, gibt es Hinweise darauf.

Vielleicht ist es egal. Aber mich hat die Frage, als Kälte-Fan, einfach interessiert – und deswegen habe ich Dr. Rainer Brenke gefragt, wie er das sieht – ob regelmäßiger Kontakt mit Kälte, z.B. beim Eisbaden, längerfristig die Körperkerntemperatur senken kann, also nicht nur während der Kälteexposition oder direkt danach. Rainer Brenke war Leiter der Abteilung Naturmedizin an der Hufeland-Klinik Bad Ems und hat auch selbst ein Buch über Winterschwimmen veröffentlicht.

Es gibt keine systematischen Studien dazu, aber man weiß, dass nach dem Winterschwimmen die Durchblutung der Haut angeregt wird, sodass längerfristig über die Haut mehr Wärme an die Umgebung abgegeben wird. Es würde also durchaus Sinn machen, dass die Körperkerntemperatur einige Zeit nach der Kälteexposition noch abgesenkt bleibt!

Dr. Rainer Brenke

Außerdem macht er noch auf einen weiteren Punkt aufmerksam:

Statistisch gesehen leben Menschen mit einer geringeren Körperkerntemperatur ein wenig länger, weil weniger Zellschäden zu erwarten sind.

Dr. Rainer Brenke

Das heißt natürlich nicht, dass man im Alltag möglichst oft frieren sollte. Es macht Sinn, sich ab und zu Kälte- oder Wärmereizen auszusetzen – beides stärkt das Immunsystem. Aber bei beiden Verfahren ist es wichtig, dem Körper die Möglichkeit zu geben, sich zu regulieren und regenerieren.

Diese Regulationsmechanismen hebt auch Dr. Rainer Stange hervor:

„Wir sehen in der Naturheilkunde Wärme und Kälte zunächst als sog Reiztherapie, auf die der Körper antworten muss. Er nutzt dazu tief eingegrabene Mechanismen, die möglicherweise im Rahmen der Depression gestört sind.“

Dr. Rainer Stange

Langer Rede kurzer Sinn: Wenn man eines aus der Thematik rund um Hitze- und Kältetherapie mitnehmen kann – die Thermoregulation spielt im Rahmen von schweren Depressionen eine wichtige Rolle; es kann sich auf jeden Fall lohnen, das mal mit seinem Arzt zu besprechen (oder halt selbst mal in die Sauna zu gehen, wenn das möglich ist.)

Pssst! Liest du gerne Romane mit Mental-Health-Bezug?

Dann könnte mein Buch „9 Grad“ etwas für dich sein!

So beschreibt der Lübbe-Verlag den Roman: „Neun Grad hat das Wasser, als Josie zum ersten Mal in den Fluss geht, um ihrer schwerkranken Freundin Rena einen Wunsch zu erfüllen. Vielleicht betäubt der Kälteschmerz ja auch die Angst, sie zu verlieren. Doch was Josie dann erlebt, übersteigt alles, was sie sich erhofft hat. Beim Eisbaden spürt sie sich zum ersten Mal selbst, erlebt ihren Körper, mit dem sie immer gehadert hat, ganz neu. Und noch etwas ist neu: ihre Beziehung zu Lee, den sie über Tinder kennengelernt hat. Doch Lee kämpft mit seinen eigenen Dämonen, ist depressiv. Was bedeutet das für ihre Liebe – und was machen Grenzerfahrungen mit einem? Elli Kolb erzählt es in ihrem bewegenden Roman.“

Das Buch erscheint am 30.8.2024, du kannst es aber schon jetzt hier vorbestellen. Vorbestellungen sind übrigens wichtig für Autoren – wenn du dir den Roman bereits jetzt schon vormerken lässt, unterstützt du mich in meinem Tun hier und als Autorin sehr!

2. Wenn du Beistand brauchst und es ist gerade niemand da: Nimm ein warmes Getränk in die Hand.

Der Grund dafür: physikalische und soziale Wärme werden von unserem Gehirn ganz ähnlich verarbeitet: in derselben Region der Inselrinde.

Vermutlich deswegen baden einsame Menschen Studien zufolge länger und heißer. (Siehe hier die dazugehörige Studie der Yale University aus dem Jahr 2011.)

Im Alltag kann man sich den Zusammenhang von körperlicher Wärme und sozialem Zusammengehörigkeitsgefühl einfach anhand einer Tasse Tee zunutze machen – zum Beispiel, wenn du dich in einer Besprechung o.ä. wohler fühlen möchtest.

In einer Studie der Colorado Boulder University zeigte sich nämlich, dass Proband*innen eine ihnen vorher unbekannte Person als großzügiger, herzlicher und vertrauenswürdiger einschätzten, wenn sie kurz eine Tasse heißen Kaffees gehalten hatten. Hatten sie dagegen eine Tasse Kaffee mit Eiswürfeln darin gehalten, fiel ihre Einschätzung der fremden Person weniger positiv aus.

3. Denke daran, was dich mit anderen Menschen verbindet. Die soziale Wärme wird dich auch innerlich aufwärmen.

Für mich ist das Spannende an Mind-Body-Connections vor allem auch, dass die Kommunikation immer in zweierlei Richtung abläuft: vom Kopf zum Körper und vom Körper zum Kopf.

Hier ist es genauso. Während wärmere Umgebungstemperaturen oder das Halten eines warmen Getränks das Gefühl sozialer Zusammengehörigkeit stärken, aktiviert die Vorstellung von sozialer Zusammengehörigkeit wiederum die Wahrnehmung innerer Wärme.

Aber auch sich selbst gegenüber eine Verbindung in Form von Selbstmitgefühl zu empfinden, stärkt einen von innen heraus – und kann als eine Form von Wärme heilend wirken.

Wie Paul Gilbert und seine Kolleg*innen in dem Artikel „Self-Criticism and Self-Warmth: An Imagery Study Exploring Their Relation to Depression“ darstellen, haben viele Menschen mit Depressionen Probleme, sich selbst in schwierigen Situationen zu unterstützen und selbstkritische Gedanken zu entmachten. Das, so die Autorinnen, könne vor allem auch darauf zurückgeführt werden, dass sie sich selbst nicht genügend Wärme entgegenbringen könnten.

Rein über Kognitionen, z.B. Glaubenssätze, zu arbeiten, helfe in solchen Fällen oft nicht ausreichend; Therapeut*innen sollten ihre Klientinnen vor allem auch dabei unterstützen, einen zugewandteren inneren Monolog zu entwickeln – und sich in Beziehungsgefügen zu erleben, die von Wärme, Mitgefühl, Verzeihen geprägt seien.

Zusammenfassung:

  • Wärmetherapien können helfen!
  • Im Alltag ist es immer gut, ein Heißgetränk zur Hand zu haben: Es lenkt die eigene Wahrnehmung in Richtung Vertrauen und Zusammengehörigkeitsgefühl.
  • Soziale Wärme ist tatsächlich oft als körperliche Wärme spürbar. Und: Sie ist wichtig, vor allem auch dir selbst gegenüber, in Form von Selbstmitgefühl!

Quellen:


Lust auf Kälte statt auf Wärme? Dann könntest du hier weiterlesen:

Kältetherapien statt Wärmetherapien: Warum Eisbaden bei Depressionen helfen kann, welche Erfahrungen ich selbst mit Kälteexposition und Wild Swimming gemacht habe – und Tipps für den Start, wenn du mit dem Eisbaden beginnen möchtest.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Alois Posch

    Hallo Elli!

    Du hast eine super Seite! Gratulation. Ich hab mir Tipps für Kälte-Wärmetherapien bei Depressionen und Angsterkrankungen gesucht und bin bei Dir gelandet. Dein Text ist einfühlsam und erklärt trotzdem alles sehr gut. Ich habe die Infrarotkabine in die tägliche Therapie eingebaut. Besonders Dein Ansatz, dass der Körper untrennbar mit dem Geist verbunden ist, gefällt mir. In diesem Zusammenhang wollte ich Dich fragen, ob Du schon von Prof. Chris Palmers und seinen Erkenntnissen gehört hast? Er forscht im Bereich Ernährung und Metabolismus und verfolgt die Frage, wie sich der Metabolismus auf die Psyche auswirkt. Die ersten Ergebnisse sind geradezu sensationell. Solltest Du noch nicht davon gehört haben, dann würde ich Dir empfehlen, einfach mal Vorträgte von Prof. Palmers auf youtube anzugucken. Prof. Palmers forscht seit 27 Jahren in Harvard und ist wohl weltweit der Experte für die Frage der Ernährung und wie diese den Metabolismus beeinflusst. Besonders seine Studien zur Mitochondriengesundheit sind echt wahnsinnig interessant. Und das beste ist, dass Du keine Pharmaka brauchst, um den Metabolismus zu intervenieren – das geht ausschließlich über die Nahrung. Ich kann sein Buch „Brain Energy“ allen empfehlen, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben – das könnte für viele ein echter Gamechanger sein.

    1. Elli

      Hallo Alois,
      vielen Dank für dein Lob, ich freue mich sehr darüber! Und herzlichen Glückwunsch auch zu deiner Infrarotkabine! Der Hinweis zu Chris Palmers klingt interessant, werde ich mir definitiv mal anschauen. Metabolische Besonderheiten und psychische Gesundheit zusammenzudenken, macht auf jeden Fall Sinn – habe z.B. letztens erst gelesen, dass Patient*innen, die an Anorexie erkrankt sind, metabolische Besonderheiten im Vergleich zu Kontrollgruppen aufweisen. Superspannende Angelegenheit, das alles!

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